Aachen ist e-mobil: Dienst-Pedelecs für städtischen Mitarbeiter/innen

Selbsteinschätzung der Kommune

Kommunendaten

Kommune: Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Einwohnerzahl: > 100.000

Projektdaten

Träger: Stadt Aachen
Projektstart: 2010 / 2011
Laufzeit: Modellprojekt: einmalige Anschaffung von 7 Pedelecs; Nutzung fortlaufend
Maßnahmenzuordnung: 4.1.1 Unterstützung bewusster Mobilität in der Verwaltung | 4.1.2 Kommunale Fahrzeuge

Kontakt

Claudia Wluka
Fachbereich Umwelt
Tel.: 0241 4323661
claudia.wluka@mail.aachen.de


Als Modellregion für Elektromobilität nimmt Aachen eine Vorreiterrolle ein; die Nutzung von Elektrofahrrädern ist ein Baustein. Um Einsatzmöglichkeiten und Eignung von Pedelecs für Dienstgänge zu testen, wurden bei der Stadtverwaltung 7 Pedelecs beschafft.

Jedes Jahr legen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Aachen etliche (Dienst-)Kilometer mit dem privaten Pkw zurück. Dies trägt dazu bei, dass der Pkw stärker als nötig für den Arbeitsweg oder Dienstgänge genutzt wird. In vielen Fällen werden auch kurze innerstädtische Strecken angesichts mangelnder Alternativen und der bewegten Topografie im Aachener Talkessel mit dem Pkw statt mit dem Rad gefahren.

Für Distanzen zwischen 2 und 10 km mit wechselnden Höhenprofilen ist das Pedelec besonders interessant. Durch die elektrische Unterstützung stellen auch größere Steigungen kein Hindernis mehr dar und können durch die Fahrer/-innen ohne Anstrengungen überwunden werden.

Als Initiator und Finanzgeber (Maßnahme des Luftreinhalteplans) wurde das Projekt federführend beim Fachbereich Umwelt angesiedelt und zusammen mit dem städtischen Verkehrsmanagement umgesetzt. Das Team Gesunde Verwaltung unterstützte die Aktion durch Bedarfsumfragen und Mitfinanzierung der nötigen Schutzkleidung (Helme, Regenponchos).

Ende 2010 wurde das erste „Dienst-Pedelec“ (der Marke Swiss-Flyer) für den Fachbereich Kinder, Jugend und Schule beschafft und ergänzte die beiden dort vorhandenen regulären Dienstfahrräder. Aufgrund der positiven Resonanz und Interesse weiterer Dienststellen wurden 2011 über eine Ausschreibung sechs zusätzliche Pedelecs bei der Stadt Aachen angeschafft. Die Auswahl des geeigneten Modells erfolgte mit Hilfe einer Bewertungsmatrix, die von einem Pedelec-Experten des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) entwickelt wurde. Die künftigen Nutzer/-innen wurden an der Auswahl beteiligt: sie konnten verschiedene Pedelec-Typen testen, ihr Urteil  floss mit in die Bewertung ein.

Ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Umsetzung des Projektes lag u.a. darin, dass die jeweilige Dienststelle eine Kontaktperson benennen musste, die sich vor Ort um Organisation von Ausgabe, Wartung und Pflege kümmert und sich „für das Rad verantwortlich fühlt“. Gleichzeitig mussten gesicherte Abstell- und Lademöglichkeiten vorhanden sein. Für die ersten Jahre wurde ein gemeinsamer Wartungsvertrag mit dem Radhändler abgeschlossen. Die WABe Radstation am Aachener Hauptbahnhof wurde als Partner für kleinere Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie bedarfsweise für die Reinigung der Räder eingebunden. Die Elektroräder wurden in die bestehende Sach- und Haftpflichtversicherung der Stadt integriert. Spezielle Zusatzversicherungen für Pedelecs (z.B. gegen Vandalismus) konnte jede Dienststelle eigenverantwortlich abschließen.

Vor dem Hintergrund der städtischen Aktivitäten zum Aachener Luftreinhalteplan, zum Klimaschutz allgemein, zur Fahrradförderung und zur Gesundheitsprävention wurde im Jahr 2010 die Idee „geboren“, interessierte Dienststellen der Stadt Aachen im Rahmen eines Modellprojekts mit sog. „Dienst-Pedelecs“ auszustatten. Hierdurch sollte eine schnelle, kostengünstige und umweltfreundliche Alternative zur Pkw-Nutzung geschaffen und die Gesundheit der Mitarbeiterschaft durch (sanfte) Bewegung gefördert werden. Gleichzeitig kann das Projekt einen Beitrag zur Luftreinhaltung leisten und das Thema Elektromobilität stärker bekannt machen.

2010 wurden Elektrofahrräder noch als „exotisch“ und „das ist doch nur was für alte Leute“ belächelt. Heute (2016) boomt diese Technik und ist bei vielen Menschen sehr beliebt. 

Maßnahme des Luftreinhalteplan Aachen

  • Förderung der Elektromobilität
    (Modellregion Aachen)
  • Umweltfreundliche Alternative zum Pkw bei Dienstfahrten
    (insbes. für Kurzstrecken)
  • Beitrag zur Gesundheitsprävention

Der Einsatz der Pedelecs birgt Vorteile für die Mitarbeiterschaft wie auch für die Verwaltung selber. Die Nutzung der Pedelecs ist ein guter Beitrag zur Gesundheitsprävention und erfüllt darüber hinaus eine Vorbildfunktion gegenüber der Öffentlichkeit. Der Aachener Bevölkerung wird aufgrund des praktischen Einsatzes der Pedelecs eine stadtverträgliche, klimafreundliche und kostengünstige Fortbewegungsmöglichkeit aufgezeigt. Insbesondere in der Innenstadt sind Ziele mit dem Pedelec oftmals schneller zu erreichen als mit dem Pkw. Der Einsatz von Pedelecs ist auch mit Blick auf eine effektive Nutzung der Arbeitszeit positiv zu bewerten.

Perspektiven
Aktuell (2016) wird die Pedelec-Nutzung in Aachen über das E-Bike-Verleihsystem „velocity“ vorangetrieben (www.velocity-aachen.de), das auch finanziell von der Stadt unterstützt wird. Um hier nicht in Konkurrenz zu treten, wird derzeit von einer Anschaffung weiterer, städtischer Dienst-Pedelecs abgesehen.

Seit Anfang 2016 wird im Pilotversuch „Flottenmanagement“ in Kooperation mit dem lokalen CarSharing Anbieter cambio Aachen der Einsatz von Elektro-Pkw für Dienstfahrten bei der Stadt Aachen getestet. Geplant ist bei positivem Verlauf sukzessiv einen Dienstfahrzeug-Pool mit Schwerpunkt Elektromobilität aufzubauen. Vorausgegangen war im Jahr 2014 eine Untersuchung der städtischen Dienstfahrten durch einen externes Beratungsbüro (ecolibro), bei der festgestellt wurde, dass über 60% der Fahrten mit dem privaten Pkw durchgeführt wurden. Nahezu alle Fahrten (97%) lagen unter 80 Kilometer und hätten somit auch mit Elektroautos zurückgelegt werden können. Aktuell (2016) verfügt der Fuhrpark der Stadt Aachen über 17 Elektro-Fahrzeuge, 2 weitere sind bei der Feuerwehr im Einsatz.

Städtische Haushaltmittel (Luftreinhalteplanung)

Kooperationen

  • ADFC: Pedelec-Experte des ADFC als Berater für techn. Ausstattung der Pedelecs
  • WABe Radstation: Partner für kleinere Wartungs- und Reparaturarbeiten & Reinigung der Pedelecs

Akteure
verschiedene Dienststellen der Stadt Aachen (Fachbereich Umwelt, Verkehrsmanagement, Team Gesunde Verwaltung)

Zielgruppe
Mitarbeiterschaft der Stadt Aachen; 7 Pilotämter der Stadt 

Die über das Modellprojekt beschafften 7 „Dienst-Pedelecs“ (1 Swiss-Flyer, 6 Victoria Sevilla) sind bis dato (Juni 2016) bei den verschiedenen Ämtern der Stadt Aachen im Einsatz und werden (je nach Dienststelle) rege genutzt. Generell kann man sagen, dass vor allem „rad-affine“ Mitarbeiter/-innen auch auf das Dienst-Pedelec zurückgreifen. Vielfach hat sich ein fester Nutzerkreis etabliert. Im ersten Jahr wurden die Dienststellen gebeten, ein Fahrtenbuch zu führen und ihre Erfahrungswerte mitzuteilen. Insgesamt wurden die Dienst-Pedelecs nach einer ersten Gewöhnungsphase sehr positiv bewertet. Sie haben sich als wenig reparaturanfällig erwiesen; auch Handhabung und Akku-Leistung sind insgesamt gut. Im ersten Jahr wurde mit den 7 Pedelecs eine Gesamtstrecke von knapp 5.000 Kilometern zurückgelegt. 

Ersetzt das Pedelec einen Pkw-Kilometer, werden nach gängigen Statistiken bis zu 150 Gramm Treibhausgasemissionen eingespart. Im ersten Jahr wurden insgesamt ca. 5.000 km mit den 7 Pedelecs zurückgelegt; dies entspricht einer CO2-Einsparung von ca. 750 kg/a.