Ascha – Energieautark bis 2020

Selbsteinschätzung der Kommune

Kommunendaten

Kommune: Ascha
Bundesland: Bayern
Einwohnerzahl: < 10.000
 Website

Projektdaten

Träger: Gemeinde Ascha
Maßnahmenzuordnung: 1.1.1 Klimastrategie, Energieperspektiven | 1.2.1 Kommunale Energieplanung | 3.3.2 Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energiequellen auf dem Gebiet der Kommune | 3.3.3 Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen auf dem Gebiet der Kommune

Kontakt

Wolfgang Zirngibl
Erster Bürgermeister
Ascha
Tel.: 09961 94000
wolfgang.1bm@t-online.de


Die kleine Gemeinde Ascha in Bayern hat sich mit ihren knapp 1.540 Einwohnern das ehrgeizige Ziel gesetzt, energieautark zu werden.

Die Gemeinde Ascha hat als erste im Landkreis Straubing-Bogen ein Biomasse-Heizkraftwerk (Hackschnitzel) mit 2 Biomassekessel mit 1400 kW Leistung zur dezentralen Erzeugung errichtet. Neben der Versorgung von öffentlichen Gebäuden wurde auch für die Baugebiete „Deglholz“ und „Straßenäcker II“ die Möglichkeit für einen Anschluss an die Nahwärmeversorgung im Rahmen der Erschließung vorgesehen. Vorteil dieses Nahwärmeanschlusses ist, dass sowohl keine Kosten für die Heizanlage selber als auch keine Instandhaltungs- und Wartungskosten anfallen. Die Übergabestation bleibt im Eigentum der Gemeinde Ascha. Der Nutzen für die Umwelt und Region ist enorm. Eine Vielzahl fossiler Rohstoffe werden durch den nachwachsenden Rohstoff Holz ersetzt und dadurch geschont. Außerdem wird ein hoher Beitrag zur Verminderung des CO2-Ausstoßes geleistet, ca. 800 t/Jahr. Es werden ca. 4.000 m³ Holzhackschnitzel pro Jahr verbrannt, welches einem Heizölersatz von etwa 300.000 l entspricht.

Die Gemeinde hat sowohl ihre eigenen Gebäude unter die Lupe genommen als auch versucht die Bürger von einer energiesparenden Bauweise bzw. von einer energetischen Sanierung ihrer Gebäude zu überzeugen. So konnte auch der Energieverbrauch der Schule erheblich gesenkt und ein neues Bürgerhaus mit höchstem Komfort geschaffen werden. Durch den Neubau der sanierungsbedürftigen Schule im Niedrigenergiehaus-Standard u. dem Programm "Sonne in der Schule", bei welchem eine Photovoltaikanlage auf dem Schuldach installiert wurde, konnten in einem Jahr an Strom 14,44 Prozent und an Wärme rund 12 Prozent eingespart werden. Der Energieverbrauch des neuen Bürgerhauses sank von einstmals 90 MWh/ a auf ca. 50 MWh/ a. Dadurch konnten die Heizenergiekosten um rund 1/3 gesenkt werden.

Durch viele kleine Aktionen wie z.B. "Ein Dorf spart Energie" oder der Stromsparwettbewerb wurden die Bürger Ascha's zum energiesparenden Handeln im Alltag animiert. Weiterhin wurden im Zuge dieser Aktionen Stromspartipps veröffentlicht, um den Energieverbrauch Aschas nachhaltig zu senken.

Die Ausweisung eines Sondergebietes „Photovoltaik Au“ mit Bebauungsplan ermöglichte die Errichtung eines Photovoltaikparks mit 875,7 kWp und einer tatsächlichen Energieerzeugung von 1.141.400 kW pro Jahr.

Seit einiger Zeit sind in der Gemeinde Ascha sieben Solarleuchten in der Unteren Dorfstraße im Einsatz. Für eine Neuerrichtung sowie Erweiterung der Straßenbeleuchtung sollen weiterhin auch nur noch Solarleuchten eingesetzt werden.

Für kommunale Planungsgebiete werden Fördermittel an Bauten vergeben, die energiesparende Technik vorgesehen haben. Kommunale Gebäude werden in Niedrigenergiebauweise errichtet und die Nutzer zum Energiesparen angehalten. Außerdem wird das neue, 4,5 Hektar große Gewerbegebiet Holzäcker, mit dem die Gemeinde eine wichtige Grundlage für eine positive Dorfentwicklung geschaffen hat, mit einem Hackschnitzel-Heizwerk und Nahwärme versorgt, was wiederum das ökologische Selbstverständnis der Gemeinde stärkt.

Neben dem Baugebiet „Deglholz“ soll auch das neue Baugebiet „Straßenäcker II“ mit sog. Ökobonussystem für finanzielle Anreize statt für Reglementierung bei den Bauherren sorgen.

Pilotcharakter dieses Baugebietes soll außerdem einen Nachahmungseffekt für andere Kommunen bewirken.

Darüber hinaus wurde für Sanierungen ein Energiepass erstellt, nach dessen Maßgaben die Baumaßnahmen durchgeführt werden. Und das geschah bereits lange bevor bundesweit der Energiepass zum Thema wurde. 88 Prozent der in der Gemeinde verbrauchten Energie werden mittlerweile aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt, was einer Kohlendioxid-Einsparung von 1.500 Tonnen im Jahr entspricht.

Ascha plant, im Jahr 2020 energieautark zu sein. 2007 wurde die Gemeinde mit dem Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung für ihr Projekt „Kommunaler Klimaschutz – Nachhaltigkeitskonzept“ ausgezeichnet.

Erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe können, kombiniert mit Energiesparmaßnahmen, langfristig den Energiebedarf in der Gemeinde decken.

Das Klimaschutzkonzept der Gemeinde Ascha ist ein kleiner Beitrag zur Verbesserung unseres Klimas, zur Reduzierung der CO²-Belastung, für die Sensibilisierung der Bevölkerung und für ein nachhaltiges Handeln.

Die Gemeinde Ascha gewann den Europäischen Dorferneuerungspreis 2008, in dem sie als einzige bayerische Kommune vom Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten ins Rennen geschickt wurde.

Außerdem wurde Ascha für seinen inzwischen überregional anerkannten Agenda-21-Prozess und der zu einem großen Teil bereits umgesetzten autarken Energieversorgung mehrmals ausgezeichnet. Der Vorsatz, vollständig energieautark zu werden, ist die Weiterführung dieses Ansatzes im Rahmen der Umsetzung der Agenda 21, die für eine nachhaltige Entwicklung auf kommunaler Ebene plädiert.

Die Gemeinde Ascha ist somit auch berechtigt, den Titel „Klimaschutzkommune 2009“ zu führen.


Die Idee, nachhaltig zu wirtschaften und damit die Ressourcen dieser Erde zu schonen bzw. ein natürliches Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Energie sicherzustellen, ist nur durch ein starkes Miteinander und mit viel Engagement möglich. Dies ist die Überzeugung der Bürger der Gemeinde Ascha, die aktiv im Zukunftsforum Ascha mitarbeiten. Als Vision wurde der Gedanke entwickelt, dass Gemeinwesen unterschiedlicher Größe, auch kleine wie Ascha, sowohl auf lokaler wie auch auf internationaler Ebene zum Austausch und zur Realisierung von Ideen zusammenarbeiten könnten. Diese Idee wurde schon dahingehend verwirklicht, dass jährlich zahlreiche Besuchergruppen nach Ascha kommen und sich über die zahlreichen zukunftsweisenden, lokalen Projekte informieren. Dies soll einen Nachahmungseffekt für andere Kommunen bedeuten. Nicht zuletzt wurden durch die vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger und die zahlreichen durchgeführten Aktionen und Veranstaltungen die Gemeinschaft und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit gestärkt.

Die Finanzierung erfolgt über KfW, Bafa und Haushaltsmittel.

Lokal kooperiert Ascha bei diesem Projekt mit

  • Planungsbüro MKS, Ascha (Analyse, Planungen),
  • Zukunftsforum Ascha (ZFA),
  • Nahwärme-Ascha GmbH (Betreiber Biomasseheizwerk),
  • ortsansässige Experten,
  • Projektgruppe aus interessierten Bürgern,
  • Gemeinderäten und Kommune

Regional mit

  • GAL,
  • ZVI Straubing-Sand (Zweckverband Industriegebiet mit Gründerzentrum),
  • Wissenschaftszentrum Straubing,
  • CARMEN (Centrales Agrar Rohstoff Markting u. Entwickl. Netzwerk e.V.).

Über Alternative Stromerzeugung werden mittlerweile jährlich erzeugt:

  • Biogas: 5.091.300,000 kWh/a;
  • Photovoltaikanlagen: 3.101.431,100 kWh/a;
  • Holzvergasung: 1.462.513,000 kWh/a

Im Dorfbereich von Ascha sollen die noch vorhandenen mit Öl befeuerten Heizungen durch innovative regenerative Alternativen ersetzt werden, z.B. durch Nutzung des Nahwärmenetzes, Erdwärme, Bürgersolaranlagen usw. Für die Organisation wird ein Projektteam mit Projektleitung eingesetzt. Mit Aufklärungskampagnen soll die Wirtschaftlichkeit dieses Projektes die Bürger noch mehr überzeugen.

Geplant sind außerdem die Errichtung weiterer PV-Anlagen und Bürgersolaranlagen sowie Aktionen zum Thema Energiesparen wie z.B. das Fifty-fifty-Modell, "Ein Dorf spart Energie", usw.

Aktuell ist die Revitalisierung des ehemaligen Gasthauses im Ortsteil Gschwendt als NaWaRo-Haus geplant (Bildungszentrum für nachwachsende Rohstoffe, Grundsanierung in energietechnischer Hinsicht).