Bioenergiedorf Jühnde


Kommunendaten

Kommune: Jühnde
Bundesland: Niedersachsen
Einwohnerzahl: < 10.000
 Website

Projektdaten

Träger: Bioenergiedorf Jühnde eG
Maßnahmenzuordnung: 2.2.1 Erneuerbare Energie Wärme | 2.2.2 Erneuerbare Energie Elektrizität

Kontakt

Eckhard Fangmeier
Vorstand und Sprecher, Bioenergiedorf Jühnde eG
Tel.: 05502 998384
eckhard.fangmeier@bioenergiedorf.de


Das Dorf Jühnde ist Deutschlands erstes Bioenergiedorf, das seinen Wärmebedarf und Strom selbst über nachwachsende Rohstoffe erzeugt.

Jühnde, das ist ein idyllisch gelegenes Dorf im südlichen Niedersachsen. Etwas über Tausend Menschen leben dort und 450 Kühe. Das Dorf ist Deutschlands erstes Bioenergiedorf, das seinen Wärmebedarf und Strom selbst über nachwachsende Rohstoffe erzeugt. Und Jühnde ist zugleich ein Dorf, das aus diesem Grund jährlich weltweiten Besuch von über 8.000 Besuchern bekommt, die von Jühnde lernen wollen.

Alles dreht sich um die Biogasanlage, kombiniert mit einem Blockheizkraftwerk (Kraft-Wär­me-Kopplung), das mit Biomasse betrieben wird. Über ein Nahwärmenetz wird die Wärme zu den Jühnder Haushalten transportiert und zur Raumheizung und Warmwasserbereitung genutzt. Konkret: Zusammen mit einigen Schweinen produzieren die 450 Kühe rund 9.000 Kubikmeter Gülle im Jahr. Angereichert durch Pflanzenreste, wie Roggen, Weizen, Sonnenblumen und Mais, die den Großteil der Energie liefern, wird der Kuhmist in der Biogasanlage vergoren, und das Biogas Methan in Strom und Wärme umgewandelt. Die Wärme wird über 80 Grad Celsius heißes Wasser in die 140 angeschlossenen Häuser transportiert. Ungefähr 3,5 Kilowatt-Stunden im Jahr. Um die erforderliche Wärme an die Haushalte über das Jahr sicherzustellen, wird zusätzlich ein Holhackschnitzel-Heizwerk als „Mittellast-Erzeuger“ eingesetzt. Dieser wird mit naturbelassenem Holz befeuert. Seine Wärmeleistung ist von 165 bis 550 Kilowatt stufenlos modulierbar.

Das Besondere ist, dass den Anstoß für die Bioener­gie vom Interdisziplinären Zentrum für Nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen kam und nun das ganze Dorf inzwischen mit macht. 70 Prozent der Häuser sind angeschlossen und haben ihre Ener­gieversorgung auf umweltschonende Technik umge­stellt. Landwirte, Gemeinde und Einwohner bilden die Genossenschaft, die sich 2004 gegründet hat und die den Betrieb der Biogasanlage ermöglicht. 2.500 Euro zahlt jeder Haushalt, um Mitglied der Biodorf-Genossenschaft zu werden. Dafür kostet die Heizung gegenüber einer herkömmlichen Energieversorgung 600 Euro weniger im Jahr.

Die Biogasanlage produziert mit etwas vier Millionen Kilowatt-Stunden pro Jahr doppelt soviel Biostrom wie das Dorf selbst verbraucht. Der Strom wird für 17 Cent pro Kilowattstunde ins Netz eingespeist, was zu einem Gewinn von jährlich über 600.000 Euro für die Genossenschaft führt. „Darüber hinaus verringert der gegenwärtige Betrieb unserer Biogasanlage den jährlichen Kohlendioxidausstoß um 3.300 Tonnen“, erklärt Eckhard Fangmeier, Mitglied und Sprecher des Vorstands der Genossenschaft.


Einen Schritt weiter in Richtung eines Zentrums für neue Energiegewinnung will Jühnde jetzt mit dem Bau eines Forschungs- und Entwicklungsparks für Photovoltaik gehen. Unterschiedliche Systeme – nachgeführte und fest installierte – sollen zunächst errichtet werden. Das betreibende Unternehmen, die Firma Pairan, will allerdings nicht nur aktuelle Technologien erforschen, sondern auch Technologien der Zukunft erproben. Zum Beispiel Konzentratorzellen, die eine wesentlich höhere Effizienz versprechen. „Unser Vorzeigeprodukt wird im September eine SF80 mit 80 Quadratmeter Fläche sein, die der Sonne nachgeführt wird“, so Eck­hard Fangmeier.