Ergänzungsneubau der Schutterlindenbergschule mit innovativem Energiekonzept


Kommunendaten

Kommune: Lahr
Bundesland: Baden-Württemberg
Einwohnerzahl: 20.000 - 50.000
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Projektdaten

Träger: Stadt Lahr
Maßnahmenzuordnung: 2.1.4 Sanierungsplanung / -konzept

Kontakt

Ines Caruso
Benito Otto
Stadt Lahr
Hochbauabteilung
Tel.: 07821 9100646
ines.caruso@lahr.de
benito.otto@lahr.de


Beim neugebauten Gebäude (Mensa/Ganztagsbetreuung) sorgen Erdsonden im Winter für Wärme und im Sommer für Kälte. Eine Tageslichtlenkung sorgt für eine gute und natürlich Beleuchtung der Räume mit Tageslicht und eine 50 cm breite PV-Anlage dient als statischer Sonnenschutz.

Durch die Umstellung auf einen Ganztagbetrieb gab es einen Erweiterungsbedarf für die schon bestehende Schutterlindenbergschule. Das neue Mensagebäude entwickelt sich parallel zum Bestandsgebäude wodurch sich bei der Orientierung lediglich eine Abweichung von etwa 18° nach Süden ergibt. Alle Haupträume wie der Speiseraum im EG und die Ganztagsräume im OG sind nach Süden orientiert. Die Nebenräume befinden sich im Norden. Dem Mensaraum im EG ist im Süden eine offene Terrasse und im Osten ein überdachter Bereich angeschlossen.

Erdsonden
Die im Erdreich befindliche Wärme (Winterfall) und Kälte (Sommerfall) wird zur Erwärmung bzw. zur Kühlung der Zuluft verwendet. Der Wärme- / Kälteentzug erfolgt über Erdsonden, die ca. 100 m tief in das Erdreich eingebracht wurden. Die Sole (Glykol-Wasser-Gemisch) strömt über die Sonden zum Wärmetauscher, der sich im Lüftungsgerät befindet.

Be- und Entlüftung
Die vorgegebene Nutzung und Größe der Cafeteria und der Küche erfordert den Einsatz einer Be- und Entlüftungsanlage. Die im Winter notwendige wärmetechnische Versorgung der Lüftungsanlage erfolgt zum einen über Erdsonden aus dem gegenüber der Außenluft warmen Erdreich und zum anderen über ein nachgeschaltetes Nachheizregister. Das im Sommer gegenüber der Außenluft kühle Erdreich liefert über die Erdsonden kühles Wasser zur Kühlung der Zuluft.

Tageslichtlenkung
In einem etwa 50 cm hohen Streifen im oberen Fassadenbereich wurde ein Lichtlenkelement eingebaut. Das vorzeitige Öffnen der Lamellen im oberen Behangteil ermöglicht das Ausleuchten des Raumes im rückwärtigen Bereich. Der untere Teil des Behanges bewirkt gleichzeitig durch den Schluss der Lamellen ein blendfreies Arbeiten am Arbeitsplatz. Trotzdem ist Kontakt nach außen mittels individueller Regulierung der Lamellen durch den Nutzer möglich. Zum einen soll durch den vermehrten Einsatz von Tageslicht das Wohlbefinden und die Leistung von Schülern verbessert werden, zum anderen soll künstliche Beleuchtung eingespart werden, die Wärmeverluste im Winter und die Kühllasten im Sommer reduziert werden.

PV-Anlage/ Statischer Sonnenschutz
An der Südseite der Fassade ist ein statischer Sonnenschutz in Form einer ca. 50 cm breiter PV- Anlage mit einer Neigung von ca. 40 Grad unterhalb der Lichtlenkung montiert worden. Die Gesamtleistung der PV- Anlage beträgt ca. 3 kWp. Die erzeugte Energie wird in das lokale Stromnetz eingespeist.

Sonstige technische Ausstattung
Eine Wasserwand sorgt für ein angenehmes Rauklima und verdeutlicht den Schülern, wie Wasser das (Raum)Klima beeinflusst. Das gesamte Regenwasser des Flachdaches wird über Grundleitungen in eine Zisterne eingeleitet. Von hier aus wird das Regenwasser über eine Regenwasserzentrale für die Spülung der WC-Anlagen verwendet. Der Überlauf der Zisterne wird an die Regenwasserkanalisation angeschlossen, welche zur Schutter entwässert wird. Die Urinale sind Trockenurinale, zum Betrieb ohne Spülung.

Pädagogisches Konzept
Durch das Sichtbarmachen der unterschiedlichen Möglichkeiten zur Energieeinsparung soll bereits Kindern im Grundschulalter dieses Thema näher gebracht werden. Schon während der Bauzeit haben die Kinder die Baumaßnahmen gemeinsam mit ihren Lehrern verfolgt.

Durch die Umstellung auf einen Ganztagbetrieb ergab sich ein Erweiterungsbedarf für das schon bestehende Max-Planck-Gymnasium. Die Chance, welche die bestehende Gebäudestruktur des Max-Planck-Gymnasiums bot, wurde durch die Idee, den Innenhof mit 1.200 m² zu überdachen optimal genutzt. Sowohl in wirtschaftlicher als auch in architektonischer Hinsicht wurde ein Raum mit großem Potential geschaffen. Mit dem Herausbrechen der ehemaligen ungedämmten Galeriefassaden wurde die neue Mitte der Schule zu einem offenen, kommunikativen und attraktiven Campus. Mit der Verteilung des vorgegebenen Raumprogramms in drei Gebäude, anstelle eines großen Gebäudes, bleibt der Innenhof weiter offen und transparent. Durch die zentrale Anordnung des Ganztagesbereiches hat das gesamte Gebäude in seiner Funktionalität gewonnen.

Mit dem neuen transparenten Foliendach über seinem Innenhof, macht das Max-Planck-Gymnasium einen doppelten Gewinn: Zum einen vergrößert sich die Nutzfläche, zum anderen verringert sich der Heizbedarf erheblich. Das Foliendach besteht dabei nicht nur aus einer einfachen Folie, sondern aus aneinander gereihten Folienkissen. Eine Besonderheit liegt in der so genannten pneumatischen Verschattung, die bei starkem Sonnenschein beispielsweise im Sommer zum Einsatz kommt. Dann erhöht sich automatisch der Luftdruck in den Folienkissen, so dass sich bedruckte Lamellen auf der Folie derart übereinander legen, dass die Sonnenstrahlen das Dach nicht mehr durchdringen können. Kosten für das Anbringen zusätzlicher außen liegender Sonnenschutzsysteme werden so eingespart.


Folgende Reduzierungen und Einsparungen ergeben sich durch die aufgeführten Anlagen:

  • CO2-Reduzierung durch Einsatz von Erdsonden ca. 0,7 t/Jahr
  • CO2-Reduzierung durch Einsatz von PV-Modulen an der Fassade ca. 1,1 t/Jahr
  • CO2-Reduzierung durch Einsatz von Tageslichtlenkung an der Fassade, Stromeinsparung ca. 3,0 t/Jahr
  • CO2- Reduzierung durch Einsatz von Tageslichtlenkung an der Fassade, Heizkosteneinsparung ca. 0,3 t/Jahr
  • Frischwassereinsparung durch Einsatz von Regenwasser zur WC-Spülung ca. 60 m³/Jahr
  • Frischwassereinsparung durch Einsatz von Trockenurinalen ca. 34 m³/Jahr

Somit ergeben sich insgesamt CO2-Einsparungen von 5,1 t/Jahr bei gleichzeitigen Energieeinsparungen von 25,5 MWH/Jahr. Die Höhe der Kosten betrugen 2,4 Mio. Euro.