Fahrradförderung in der Stadt Offenburg - eine Erfolgsgeschichte

Selbsteinschätzung der Kommune

Kommunendaten

Kommune: Offenburg
Bundesland: Baden-Württemberg
Einwohnerzahl: 50.000 - 100.000
 Website

Projektdaten

Projektstart: 1980 bzw. 2013 (Förderprogramm V)
Laufzeit: fortlaufend
Maßnahmenzuordnung: 1.2.2 Mobilitäts- und Verkehrsplanung | 4.3.2 Radwegenetz, Beschilderung | 4.3.3 Abstellanlagen | 4.5.2 Beispielhafte Mobilitätsstandards

Kontakt

Amrei Bär
Verkehrsplanung
Tel: 0781 822526
Amrei.Baer@Offenburg.de

Mathias Kassel
Abteilungsleiter Verkehrsplanung
Tel.: 0781 822413
Mathias.Kassel@Offenburg.de


Radverkehr ist in Offenburg schon seit vielen Jahren ein ganz wichtiges Thema in der Stadtentwicklung und Verkehrsplanung. Übergeordnet geht es darum, eine umweltfreundliche und stadtverträgliche Verkehrsmobilität zu gewährleisten. Aus diesem Grund möchte die Stadt ihren Bürgerinnen und Bürgern ein gutes Fahrradklima und entsprechende Infrastruktur und Service anbieten.

Das aktuelle Fahrradförderprogramm entstand in fünf Schritten:

  1. In der ersten Phase bat die Stadt Bürgerinnen und Bürger, die Ortsverwaltungen und Umwelt- und Verkehrsvereine sowie Stadtteilkonferenzen, Ideen und Anregungen zur Verbesserung der Radsituation zu nennen.
  2. In der zweiten Phase stellte das Büro PGV die ca. 300 Ideen und Anregungen zusammen und wertete sie aus. Um die Bürgerinnen und Bürger kontinuierlich einzubinden, wurde eine Ausstellung im Bürgerbüro Bauen über den aktuellen Bearbeitungsstand eröffnet.
  3. In der dritten Phase ergänzte das Büro PGV zusammen mit der Verwaltung die eingegangenen Ideen durch neue Ansätze für Fahrradförderung.
  4. In der vierten Phase stellte die Verwaltung den Entwurf den Mitgliedern des Verkehrsausschusses vor. Es folgte eine Offenlage im Bürgerbüro und die Verwaltung bat alle Beteiligte um eine Stellungnahme.
  5. Die Verwaltung bearbeitete die eingegangenen Änderungsvorschläge sowie die Prüfaufträge und stellte das Fahrradförderprogramm auf. Das Programm wurde am 17. Juni 2013 durch den Gemeinderat beschlossen. 

Besondere Leuchtturmprojekte der Fahrradförderung in Offenburg sind:

Abstellplätze:

  • Das bundesweite Pilotprojekt „Radhaus“ ist ein vollautomatisches Parkhaus für Fahrräder und Elektro-Fahrräder. Bis zu 120 Fahrräder können darin diebstahlsicher und vor Witterungseinflüssen geschützt eingestellt werden.
  • Rund 4000 anforderungsgerechte Fahrradabstellplätze im erweiterten Innenstadtbereich, überdacht oder als Fahrradbox

Fahrradverleih:

  • Kostenloser kommunaler Radverleihservice
  • Radmietsystem Nextbike mit 16 Verleih-Stationen mit insgesamt 92 Rädern

Ladestation für Pedelecs:

  • Mit Solarenergie gespeiste, öffentliche und kostenlose Pedelec-Ladestation mit Schließfächern in der Innenstadt

Einbindung in die Mobilitätsstationen mit der Marke „Einfach mobil“

  • 16 Stationen mit Stadträdern plus eine Station mit Pedelecs im öffentlichen Radmietsystem, integriert in die Offenburger Mobilitätsstationen mit Zugang über die „Einfach mobil“-Karte

Information und Aktivitäten:

  • Zahlreiche Aktivitäten zum Thema Verkehrssicherheit:  „Licht an“ (Radbeleuchtung), „Oben mit ist clever“ (Radhelm) etc.
  • Umfangreiche Informationen rund ums Radfahren auf der Webseite
  • Serviceangebote wie Scherbentelefon, Radwegekarte und Radtourenempfehlungen sowie Neubürgerbegrüßungspaket

Fahrradförderprogramme haben in Offenburg bereits seit vielen Jahren Tradition. Ende der 1970er Jahre war das Radwegenetz noch sehr begrenzt. Zwar gab es vereinzelt Radwege, aber von einem zusammenhängenden Netz konnte keine Rede sein. Deshalb setzten sich Vertreter und Vertreterinnen aus Rad- und Verkehrsvereine sowie interessierte Bürger und Bürgerinnen zusammen mit der Stadtverwaltung an einen Tisch und erarbeiteten das erste Fahrradförderprogramm. Seit dem hat die Stadt den Radverkehr intensiv gefördert und weitere vier Förderprogramme auf die Beine gestellt. 


Seit der Ende dem 1980er, hat sich Offenburg als fahrradfreundliche Stadt bekannt gemacht. Zahlreiche Auszeichnungen bestätigen die Arbeit der Stadt, und spornen zu weiteren Maßnahmen und Projekten. Besonders auffällig und „offenburgtypisch“ sind die grünen Leitlinien, die seit über 30 Jahre die Offenburger Radwege markieren. Mit der Entscheidung für die grüne Markierung wurde damals die neu beginnende Radverkehrsförderung zum Ausdruck gemacht.

Ein Erfolgsgarant war über die ganzen Jahre, dass die Verkehrsplanung immer gesamthaft über alle Verkehrsarten mit ihren Wechselbeziehungen betrachtet wurde. Ebenso waren die Stadtentwicklung, der Klimaschutz und die Stadtplanung immer eng einbezogen.

Derzeit machen Radfahrer 25% aller Verkehrsteilnehmer im innerstädtischen Verkehr aus – eine Zahl, die durch die Förderung des Radverkehrs in den kommenden Jahren durch weitere Förderung noch deutlich wachsen soll. Das jetzige Fahrradförderprogramm soll mit seinem Gesamtvolumen von 5 Mio. Euro innerhalb von 10 Jahren umgesetzt werden.

Seit 2015 ist die Marke „Einfach mobil“ für das gesamte Angebot der Nahmobilität in Offenburg implementiert. Die Mobilitätsstationen mit ihren derzeitigen Angeboten Rad und Car-Sharing laufen schon unter der neuen Marke in enger Verknüpfung mit Bus & Bahn. Bis Ende 2017 sollen das Radhaus und weitere Fahrradboxen ebenfalls unter dieser Marke und dem Zugang über die „Einfach mobil“-Karte hinzukommen. Gleiches gilt für das Jahresticket für den neuen Stadtbusverkehr und das Anruf-Sammel-Taxi. Im Bereich der Radverkehrsanlagen hat die Stadt Offenburg begonnen, die bisher türkisgrün angelegten Radwege und Radschutzstreifen im Zuge der Verlegung auf die Fahrbahn im neuen Umwelt- und Mobilitätsgrün zu gestalten. So gelingt es, die Offenburger Nahmobilität in einem einheitlichen und ansprechenden Erscheinungsbild darzustellen und weiter voranzubringen.

Seit dem Beginn der Fahrradförderung wurde 10 Millionen Euro in den Radverkehr investiert. In den Anfangsjahren flossen ca. 500.000 € in den Neubau der Radwege. Nach ein paar Jahren mit geringeren Investitionsvolumen steht nun wieder eine Periode höherer Investitionen (ca. 500.000 € pro Jahr) zur Erneuerung der Radwegeinfrastruktur an.

Die Finanzierung erfolgt über den städtischen Haushalt und wird durch Zuschüsse über das Landes-Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (L-GVFG) und andere Unterstützer wie regionale Energieversorger noch aufgefüttert.

Kooperationen:

Unter Initiative und Federführung der Stadt Offenburg, Abteilung Verkehrsplanung.

  • Das Büro PGV
  • AGFK BW
  • ADFC
  • VCD
  • Ortsverwaltungen
  • Bürgergemeinschaften
  • Stadtteilkonferenzen
  • Polizei
  • Fahrradhandel
  • Medien

Träger: Stadt Offenburg

Akteure: Stadt Offenburg, Straßenverkehrsbehörde, Polizeipräsidium

Verantwortliche: Fahrradbeauftragte Amrei Bär plus das Team des Fachbereichs Tiefbau und Verkehr

Zielgruppe: Bürger und Bürgerinnen der Stadt Offenburg mit Umgebung

Mit richtungsweisenden und zielführenden Konzepten gelingt es der Stadt, mit der Fahrradförderung konsequent voranzukommen.

Durch die systematische Umsetzung der Fahrradförderprogramme hat sich das Radwegnetz in Offenburg bis heute auf etwa 100 km Radwege, 70 km ins Radwegenetz integrierte Wirtschaftswege sowie etwa 50 km ins Radwegnetz einbezogene fahrradfreundliche Straßen erweitert. Das entspricht eine Gesamtlänge von rund 220 Kilometern. Die Schwerpunkte für die nächsten Jahre liegen darin, den Radverkehr auf die Fahrbahn zu bringen, die Radabstellanlagen zu erweitern und zu verbessern sowie die Serviceangebote in ihrer Qualität zu erhalten und auszubauen.