Erdwärme im Arnsberger Freizeitbad Nass


Kommunendaten

Kommune: Arnsberg
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Einwohnerzahl: 50.000 - 100.000

Projektdaten

Träger: Stadt Arnsberg
Maßnahmenzuordnung: 2.2.1 Erneuerbare Energie Wärme | 3.3.2 Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energiequellen auf dem Gebiet der Kommune

Kontakt

Herr Ulrich Midderhof
Funktion/Abteilung: Geschäftsführer Stadtwerke Arnsberg GmbH
Telefon:02932/201-3300
E-Mail: u.midderhoff@stadtwerke-arnsberg.de

Herr Bernd Löhr
Funktion/Abteilung: Geschäftsführer Neues Freizeitbad Arnsberg GmbH
Telefon:02932/47573-0
E-Mail: info@nass-arnsberg.de

 


Das Freizeitbad Nass in Arnsberg bezieht seine Wärme aus 2.835 Meter Tiefe, der bislang tiefsten geothermische Bohrung in Nordrhein-Westfalen.

„Die Bohrung ist niedergebracht. Nun warten wir auf die Anbindung an das Freizeitbad, um die Wärme nutzen zu können“, erklärt Bernd Löhr, Geschäftsführer des Freizeitbades Nass, den Stand der Dinge. Er hofft, Ende August soweit zu sein. Worum geht es?

2006 startete Arnsberg ein Vorhaben, das in NRW Vorbildcharakter hat: Das Freizeitbad Nass im Ortsteil Hüsten soll künftig seine Wärme aus 2.835 Meter Tiefe beziehen. Das ist die bislang tiefste geothermische Bohrung in Nordrhein-Westfalen. Die Sauerländer wollen ihr Bad umweltfreundlich und klimaschonend heizen und dafür die Wärme aus tiefen Sandsteinschichten anzapfen. Sie beträgt 87 Grad Celsius. Ziel ist, „mehr zum Schutz des Klimas beizutragen und eine unabhängige Energieversorgung zu sichern. Schließlich wollen wir der Allgemeinheit mehr ressourcenschonende Versorgungsangebote zur Verfügung stellen“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich Midderhoff.

Das Prinzip der Erdwärmnutzung ist einfach: Man bohrt ein tiefes Loch, schickt kaltes Wasser nach unten, das sich in der Tiefe erhitzt, holt es über dieselbe Bohrung wieder an die Oberfläche, entnimmt ihm die Wärme und leitet sie in das Bad. Ausgekühlt geht das Wasser wieder den Weg nach unten. Das Wasser zirkuliert somit als Wärmetransporter in einem geschlossenen System. Solche eine Anlage nennt man eine „Tiefe Erdwärmesonde“.

75 Prozent des Wärmebedarfs des Bades soll die Arnsberger Sonde decken. Das sind rund 2.100.000 Kilowatt-Stunden, die dann nicht mehr konventionell über Gas erzeugt werden müssen. Sie entsprechen einer Wärmeenergie für 140 Wohnungen. Mit ihr lassen sich 800 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen verhindern. „Allerdings fehlen noch die letzten Meter der Trasse sowie die Anschlüsse im Haus. Außerdem müsssen wir noch die Technik anpassen, bevor wir Klima freundlich heizen können“, sagt Bernd Löhr.
Neben den Umweltgesichtspunkten stehen auch die monetären Vorteile für die Stadt fest: Die Betriebskosten des Bades werden massiv sinken. Gegenüber herkömmlichen Anlagen machen sich geringere Ausgaben für Wartung und Reparatur positiv bemerkbar. Gleichzeitig sind die Stadtwerke als Betreiber des Freizeitbades weitgehend unabhängig von fossilen Brennstoffen und damit von der Entwicklung der Energiepreise. Sie erhalten so auf längere Sicht eine wirtschaftlich rentable Anlage.


Am 15.2.2008 teilte der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt mit, dass die Tiefengeothermie auch Privathaushalte und Unternehmen dazu veranlasst hat, Bohrungen zur Nutzung der Erdwärme durchzuführen. „Bislang konnte dadurch eine zusätzliche Einsparung von ebenfalls 800 Tonnen Kohlendioxid erzielt werden.“ Die Stadt denkt nun darüber nach, mit der Erdwärme auch große, umliegende kommunale Gebäude, wie zum Beispiel die Realschule oder die Sporthalle im Stadtteil Hüsten, zu versorgen. „Allerdings können wir dazu eine Aussage erst nach Ablauf der Pumpversuche in der zweiten Jahreshälfte 2008 treffen“, so Ulrich Midderhoff.

Ganz aus eigener Tasche zahlt die Stadt das Anzapfen der Erdwärme jedoch nicht. Das Land Nordrhein-Westfalen gab 850.000 Euro zu den veranschlagten knapp 3,4 Millionen Euro dazu und verwies bei der Vergabe ausdrücklich auf den Vorbildcharakter des Vorhabens: Von der Geothermie in Arnsberg-Hüsten erwarte man eine „beträchtliche Multiplikatorwirkung“. Im Gegensatz zur Oberflächen nahen Geothermie, die bereits Marktreife erreicht habe, bestehe für die Tiefengeothermie noch ein erheblicher Nachholbedarf. Somit werde der Maßnahme besonderes Landesinteresse zugeschrieben.Die Renaturierungen der Ruhr und weiterer Gewässer in Arnsberg fördern die eigendynamische Entwicklung und leisten einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Mit den Maßnahmen bereitet sich die Stadt Arnsberg auf den prognostizierten Klimawandel vor. Zudem wurde das Landschaftsbild aufgewertet und die Lebensqualität in der Stadt spürbar angehoben.

Die ökologische Situation der Gewässer im Stadtgebiet konnte deutlich verbessert werden. Die Stadt Arnsberg hat in der Zwischenzeit alle Maßnahmen aus dem Maßnahmenkatalog der WRRL abgearbeitet.

Die Hochwassersituation konnte in verschiedenen Abschnitten der Ruhr deutlich reduziert werden. Für mehrere Wohnbauflächen und Gewerbegebiete konnte der vorläufigen Sicherstellung des Überschwemmungsgebietes der Ruhr 2015 eine Einbeziehung in das Überschwemmungsgebiet vermieden werden.

Die technischen hochwasserschutzmaßnahmen fallen deutlich geringer aus, als ursprünglich erforderlich. Zusätzlich profitieren die Menschen vor Ort vom aufgewerteten Landschaftsbild und attraktiven Naherholungsbereichen.