Klimaschutz-Teilkonzept - Klimafreundliche Mobilität Stadt Lemgo

Selbsteinschätzung der Kommune

Kommunendaten

Kommune: Lemgo
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Einwohnerzahl: 20.000 - 50.000

Projektdaten

Träger: Stadtwerke Lemgo GmbH
Maßnahmenzuordnung: 4.2.1 Parkraumbewirtschaftung | 4.3.2 Radwegenetz, Beschilderung | 4.4.1 Qualität des ÖPNV-Angebots | 4.4.3 Kombinierte Mobilität | 4.5.1 Mobilitätsmarketing in der Kommune

Kontakt

Markus Baier
Geschäftsbereichsleiter Stadtplanung und Bauen
Tel.: 05261 213301
m.baier@lemgo.de


Das auf dem städtischen Klimaschutzkonzept aufbauende Teilkonzept bildet die Grundlage für eine klimafreundliche Verkehrsentwicklung in der Stadt Lemgo (41.700 Einwohner) und trägt damit zur weiteren Reduzierung der kommunalen Treibhausgasemissionen bei.

Das auf dem städtischen Klimaschutzkonzept aufbauende Teilkonzept bildet die Grundlage für eine klimafreundliche Verkehrsentwicklung in der Stadt Lemgo (41.700 Einwohner) und trägt damit zur weiteren Reduzierung der kommunalen Treibhausgasemissionen bei.

Projektstart 2014, einmalige Erarbeitung von 2014 bis 2015

Die Aufgabe des Teilkonzeptes bestand darin, aufzuzeigen, welchen Beitrag der Verkehrssektor zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Lemgo liefern kann und wie die Mobilität aller Bevölkerungsgruppen auf Dauer zu sichern ist.

Dafür wurden zunächst im Hinblick auf eine klimafreundliche Mobilitätsentwicklung die städtebaulichen und verkehrlichen Rahmenbedingungen für Lemgo analysiert, zu denen vorhandene verkehrsrelevante Untersuchungen und bereits umgesetzte Maßnahmen gehörten. Dabei zeigte sich, dass in der Vergangenheit schon einige wichtige Grundlagen für eine klimafreundliche Mobilität in Lemgo geschaffen wurden (s.a. „Hintergrund“).

Als Basis für die Ermittlung des CO2-Einsparpotenzials sind dann für das Analysejahr 2015 die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen nach dem Territorialprinzip mit rd. 49.400 t/a berechnet worden. Die anschließende Potenzialanalyse zeigte, dass das Einsparpotenzial generell von den drei Faktoren Bevölkerungszahl, Antriebstechnologien und vor allem vom Verkehrsmittelwahlverhalten abhängig ist. Je nach verkehrspolitischer Rahmensetzung - „weiter so wie bisher“ (Referenzszenario) oder „massive Förderung des Umweltverbundes“ (Klimaschutzszenario) - , ist für das Prognosejahr 2030 beim Referenzszenario allein durch eine verringerte Bevölkerungszahl und emissionsärmere Antriebstechnologien ein Einsparpotenzial von immerhin 18 Prozent erreichbar, während dieses beim Klimaschutzszenario durch das zusätzlich veränderte Verkehrsmittelwahlverhalten sogar auf 37 Prozent ansteigt. Wie ein solches Einsparpotenzial erreicht werden kann, zeigen die 45 Maßnahmenvorschläge des Teilkonzeptes zur Verkehrsvermeidung und zur Verlagerung von motorisiertem Individualverkehr auf die klimafreundlicheren Verkehrsmittel des Umweltverbundes. Hierzu zählen z.B. eine wohnortnähere Versorgungsstruktur, ein höherer Pkw-Besetzungsgrad, eine weitere Optimierung der Infrastrukturen für das Zufußgehen und das Fahrrad, noch bessere Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs sowie ein offensives Marketing für eine zukunftsfähige und klimafreundliche Mobilität.

Für alle 45 Maßnahmenvorschläge wurden eine Prioritätenreihung  vorgenommen, die jeweiligen Kosten abgeschätzt und ihre jeweilige Wirkung auf die angestrebte Stärkung des Umweltverbundes eingeschätzt. Daraus ergaben sich dann Listen mit kurz-, mittel- und langfristig umsetzbaren Maßnahmen. Während die 24 kurzfristigen Maßnahmen mit Kosten von rd. 1,1 Mio. € schon 47 Prozent des gesamten Einsparpotenzials erreichen, sind dies bei den 13 mittelfristigen Maßnahmen mit Kosten von rd. 1,6 Mio. € weitere 30 Prozent und bei den 8 langfristigen Maßnahmen mit Kosten von 2,7 Mio. € noch einmal 23 Prozent.

Zur Überprüfung der Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen wurde ein spezielles Controlling-Verfahren konzipiert, mit dem im 5-Jahres-Rhythmus eine sog. repräsentative Verkehrsstärke als Indikator für deren Erfolg oder Misserfolg errechnet werden kann (s.a. Pkt. 10 „Besonderheiten, …“).

Kooperationen
Die verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadt und Stadtwerken wurden in zahlreichen Arbeitskreissitzungen eingebunden. Für die Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft/Industrie, Einzelhandel, Hochschule OWL, Schulen, Mehr-Generationen-Beirat, ADFC, Wohnungswirtschaft und Bürgerschaft sind zwei Workshops zur Diskussion der Maßnahmenvorschläge und zur Erarbeitung weiterer Maßnahmen organisiert worden. Die lokale Politik wurde in zwei Sitzungen des Verkehrsausschusses umfassend unterrichtet.

Projektziel: Die Analyse der Ausgangssituation zeigte, dass in der Vergangenheit bereits zahlreiche Maßnahmen im Sinne einer klimafreundlichen Mobilität ergriffen wurden. Hierzu zählen das planerische Leitziel einer Stadt der kurzen Wege, das vor mehr als 20 Jahren eingeführte und international bekannte Stadtbussystem, die im Stadtkern flächendeckend eingeführte Parkraumbewirtschaftung, die lokale Verlängerung einer Bahnstrecke, ein inzwischen mehrfach fortgeschriebenes Radverkehrskonzept und die Mitgliedschaft der Stadt in der AG Fahrrad- und Fußgängerfreundliche Städte und Gemeinden NRW.

Gleichwohl ist der Anteil des motorisierten Individualverkehrs - im Vergleich zu den Nachbarkommunen zwar niedriger - aber noch immer noch sehr hoch. Mit dem Teilkonzept sollten nun zusätzliche Maßnahmen entwickelt werden, die zu einer weiteren Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf die Verkehrsmittel des Umweltverbundes beitragen können und damit letztlich die gesamten  Treibhausgasemissionen reduzieren helfen.

Der Erarbeitung des Teilkonzeptes durch die Stadtwerke Lemgo liegt ein entsprechender Antrag des Rates der Stadt zugrunde.   

Die Erstellung des Teilkonzeptes wurde von der Stadtwerke Lemgo GmbH beauftragt.

Die Erarbeitungsphase begleiteten die für den Verkehrsbereich verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadt und Stadtwerken sehr eng. Beteiligt wurden auch Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft/Industrie, Einzelhandel, Hochschule OWL, Schulen, Mehr-Generationen-Beirat, ADFC, Wohnungswirtschaft und Bürgerschaft. Als zusätzlicher wichtiger Akteur ist auch die lokale Politik eingebunden  worden.

Zielgruppe ist die Gesamtheit aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer. Diejenigen, die schon heute den Umweltverbund nutzen, sollen darin bestärkt werden. Jenen, die trotz vorhandener verkehrlicher Alternativen das noch nicht oder nur selten tun, soll die Zweckmäßigkeit des Umstiegs auf ein klimafreundlicheres Verkehrsmittel deutlich gemacht werden.


Die für das Analysejahr vorgenommene Bilanzierung der verkehrsbedingten Treibhausgase wurde nach dem Territorialprinzip vorgenommen, d.h. nur die tatsächlich innerhalb des Stadtgebietes entstehenden und kommunal beeinflussbaren Treibhausgase wurden bilanziert. Das Datengrundgerüst lieferte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), das gemeindescharfe Angaben zu den Treibhausgasemissionen des Straßenverkehrs vorhält. Diese Daten wurden für den lokalen ÖPNV noch verfeinert und um die Emissionen des SPNV ergänzt.

Für das Controlling der verkehrsbedingten Treibhausgase wurde ein maßgeschneidertes und einfach handhabbares Konzept entwickelt, das im 5-Jahres-Rhythmus auf der Basis von Einwohnerzahlen und Verkehrsmengen an ausgewählten Straßenquerschnitten sowie Knotenpunkten eine repräsentative MIV- Verkehrsstärke ermittelt. Die Veränderung dieser Verkehrsstärke zeugt dann vom Erfolg oder Misserfolg der umgesetzten Maßnahmen. 

Aussichten
Als größtes Projekt planen die Stadtwerke zusammen mit der Stadt Lemgo in 2017 ein Car-Sharing-Modell einzuführen.

Die Stadt Lemgo realisiert ab 2017 weitere größere Radverkehrsprojekte (Kreuzung Herforder Straße/Mittelstraße, Radweg nach Kalletal) und hat das Radverkehrskonzept in 2016 mit neuen Maßnahmen aktualisiert.

Die Barrierefreiheit der Stadtbushaltestellen wird ab 2017 durch Umbau weiter verbessert.

Die Parkmöglichkeiten im Innenstadtbereich wurden durch Umnutzungen deutlich reduziert, für 2017 ist eine Änderung der Parkzone in der Stiftstraße in Planung, sowie eine Teilumnutzung des Parkplatzes Bleiche.

Weitere Projekte sind in Arbeit bzw. Umsetzung.

Die Kosten für die Erarbeitung des Klimaschutz-Teilkonzeptes beliefen sich auf 41.400 € netto. Es wurde im Rahmen der Klimaschutzinitiative der Bundesregierung das Förderprogramm „Klimaschutzprojekte in sozialen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen“ genutzt. Die Förderquote betrug 50 Prozent der Kosten.

Im Ergebnis zeigt das Teilkonzept, welche Möglichkeiten zur Energieeinsparung und zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in Lemgo bestehen und welche Maßnahmen geeignet sind, diese auch auszuschöpfen.

Energieeinsparung (MWh/a): 57.300
CO2-Einsparung (t/a): 18.300

Auf Basis des Teilkonzeptes wurden von den Stadtwerken in 2016 eine überdachte Fahrradabstellanlage neu errichtet und eine zweite durch neue, diebstahlsichere Fahrradständer qualitativ aufgewertet.

Die Auffindbarkeit des Parkhauses Wüste wurde durch Verbesserung der Verkehrsleitelemente verbessert.