Plug-and-play in alter Hülle - Altstadtleuchten in Kevelaer

Selbsteinschätzung der Kommune

Kommunendaten

Kommune: Kevelaer
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Einwohnerzahl: 20.000 - 50.000
 Website

Projektdaten

Maßnahmenzuordnung: 2.3.1 Öffentliche Beleuchtung

Kontakt

Stadtwerke Kevelaer
Norbert de Ryck

Technische Betriebe
Ressort Tiefbau

Kroatenstraße 125
47623 Kevelaer
Tel.: 02832 931320
norbert.deryck@stadtwerke-kevelaer.de


Die niederrheinische Wallfahrtsstadt Kevelaer rüstet die Straßenbeleuchtung um. Sie nutzt hierfür einen speziellen Umbausatz für ihre bestehenden Altstadtleuchten, um ihre Innenstadt in neuester LED-Technik erstrahlen zu lassen.

Das Umbaumodul des Lampenwerks Radium GmbH hat die sperrige Bezeichnung RSL-DO-Modul und ermöglicht, neueste Lichttechnik in bestehende Straßenlaternen einzubauen – quasi als Standardbausatz, ohne komplizierten Umbau des bestehenden Systems. Für die Wallfahrtsstadt Kevelaer (29.000 Einwohner) eine attraktive Technik, denn die bestehenden Laternen in der Altstadt sind hochwertig und noch zu gut erhalten, um ausgetauscht zu werden. Die pulverbeschichteten Laternen erinnern an historische Gaslaternen und fügen sich perfekt in die Altstadtkulisse ein. „Die Altstadtleuchten sind auch nach Jahren noch neuwertig, die wirft man nicht einfach weg“, sagt Norbert de Ryck von der technischen Abteilung der Stadtwerke Kevelaer. Es reiche in der Regel, die Pulverbeschichtung nach einigen Jahrzehnten zu erneuern. Die älteren und ineffizienten Leuchtmittel müssen jedoch ausgewechselt werden, das verlangt die ÖkoDesign-Richtlinie von 2005, die bis 2018 abgeschlossen sein soll. Ein Großteil der Straßenbeleuchtung in den deutschen Kommunen ist noch mit veralteter Lampentechnik bestückt, die viel Strom verbraucht. Die Stadt Kevelaer sanierte in den letzten Jahren zwar viele ihrer Leuchten, trotzdem leuchtet hier unter anderem noch die klassische Quecksilberdampfleuchte (HQL), die zudem noch giftiges Metall enthält. Seit April 2015 verbieten die EU-Richtlinien den Einbau von HQL-Leuchtmitteln.

Seit Anfang 2017 fallen unter das Verbot auch effizienzarme Halogen-Metalldampflampen und Natriumdampf-Hochdrucklampen, die ebenfalls häufig als Außenbeleuchtung verwendet werden.
Kevelaer musste und muss wie viele anderen Kommunen handeln und entschied sich für LED-Leuchtmittel: „Die Einsparmöglichkeiten bei den Energiekosten durch den Einsatz moderner LED-Technik waren offenkundig“, begründet de Ryck die Wahl. Die Firma Radium stellte kurzerhand ein Muster zur Verfügung, das nach einer ausführlichen Testphase die Stadtwerke überzeugte. „Radium war interessiert, obwohl wir nur eine kleine Menge abnehmen wollten“, sagt de Ryck. Ein Glück, denn der Hersteller hat erschwingliche Preise auch oder gerade bei relativ geringer Stückzahl. Die Sanierung selbst ist wenig aufwendig – das leuchtenspezifische Umbaumodul RSL-DO ermöglicht kurze Umbauzeiten: „Der Zeitaufwand für den Umbau beträgt rund 30 Minuten pro Straßenleuchte“, sagt de Ryck. Dabei wird zuerst die komplette Technik im Inneren der Laterne demontiert und anschließend der LED-Umbausatz in einem Stück montiert. Die gewählte Farbtemperatur von 3 000 K erzeugt ein warm-weißes Licht, vergleichbar mit der früheren Lichtwirkung. Das in Kevelaer eingesetzte Modul hat 24 W, bei einem Lichtstrom von 3 500 lm benötigt das System eine Leistung von 34 W.

Dimmen ohne externe Steuerung
Im Jahr 2014 startete in Kevelaer die energetische Sanierung. Die Stadtwerke tauschten 67 Leuchten entlang der verkehrsberuhigten Bahnstraße und dem Sankt-Klara-Platz aus.
Die neue Leuchtentechnik verbraucht nicht nur generell weniger Strom, sie ist auch regulierbar: Nachts, zwischen 21 und 6 Uhr, strahlen die Lampen weniger hell. Die Stromaufnahme wird runtergeregelt, dadurch reduziert sich die Beleuchtungsleistung. „Das war vorher nicht möglich, da wir auch keine klassische Doppelbestückung hatten“, sagt de Ryck. Dimmen spart Kosten und Energie, eine externe Steuerung ist jedoch nicht nötig. Die Dimmfunktion ist im elektronischen Vorschaltgerät (EVG) integriert und nennt sich AstroDIM. Das EVG führt selbstständig ein vorher konfiguriertes Dimmprofil aus und kann dabei zwei unabhängige Dimmwerte aktivieren. Hat die Kommune ein externes Steuerungssystem für ihre Straßenbeleuchtung, ermöglicht das Umbaumodul auch andere Dimmverfahren – etwa StepDIM –, sofern eine spezielle Steuerleitung zur Verfügung  steht, oder DALI bei Telemanagementsystemen.

Der nächste Sanierungsschritt startete im Februar 2017. Die Stadtwerke rüsteten aktuell etwa 50 weitere Leuchten um, ebenfalls in der Innenstadt. Bei der vom Hersteller angegebenen Lebensdauer von 50 000 h sollten die Leuchtmittel ohne Störung etwa 12 bis 15 Jahre brennen.

Die Stadtwerke Kevelaer betreuen im Bereich der kommunalen Straßen und Wirtschaftswege ca. 3.800 Straßenlaternen mit einem Spektrum mit einer Höhe von 4 m hohen Stahlmast mit herkömmlicher technischer Leuchte bis zum Lichtmast mit einer Höhe von 12 m und zeitgemäßer energiesparender LED Leuchte. Moderne Lichtmaste sind heute mit einem aufwendigen Korrosionsschutz in Form eine Verzinkung und Pulverbeschichtung  versehen. Bei der Erneuerung der Laternen werden fast ausschließlich LED–Leuchten verbaut.

Gegenüber früheren Leuchtmitteln lassen sich mit der LED-Technik bis zu 80 % der Energiekosten aber auch CO2 einsparen. Seit 2009 wurden in Kevelaer mit seinen Ortschaften ca. 1.800 Laternen energetisch saniert. Alle Sanierungen erfolgten unter Inanspruchnahme von Fördermitteln.

Bis auf Einzelfälle sind dadurch alte Laternen mit Quecksilberdampflampen fast vollständig aus dem Stadtgebiet verschwunden.


Der Umbau dauerte nur ca. 30 Minuten je Straßenleuchte.?
Daten des Umbausatzes RSL-DO-Modul:

Leistung: anpassbar, 24 W bei Lichtstrom 2 500 (Beispiel Kevelaer);
34 W bei Lichtstrom 3 500 lm (Standard)
Lebensdauer: 50 000 h L70/B10
Lichtfarben: 3 000 K, anpassbar
Farbwiedergabeindex: CRI> 70
Farbtemperatur: wählbar, 2 700 K bis 6 500 K  
?Dimmbar: 10–100 %
(vielfältige Lichtsteuerungsmöglichkeiten: AstroDIM, StepDIM, DALI, MainsDIM)
Abstrahlwinkel: wählbar (60–360 °)
Kühlung: keine aktive notwendig

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unterstützte den Umbau über das Förderprogramm „Energetische Sanierung der Straßenbeleuchtung“ mit etwa 20 bis 25 %.?

Das Ergebnis überzeugt nicht nur optisch – entlang der sanierten Straßen sanken die Folgekosten enorm. Der Energieverbrauch mit der LED-Technik reduzierte sich um 80 Prozent.

Die Lichtwirkung in der historischen Umgebung ist durchweg positiv und der Umbau insgesamt unkompliziert, so die Bilanz der Stadtwerke. Die Umbausätze sind quasi wartungsfrei.