Tübingen macht blau – Die Klimaschutzkampagne

Selbsteinschätzung der Kommune

Kommunendaten

Kommune: Tübingen
Bundesland: Baden-Württemberg
Einwohnerzahl: 50.000 - 100.000
 eea-Kommunenprofil

Projektdaten

Träger: Stadt Tübingen
Projektstart: 2008
Laufzeit: fortlaufend
Maßnahmenzuordnung: 1.1.1 Klimastrategie, Energieperspektiven | 2.2.2 Erneuerbare Energie Elektrizität | 6.2.3 Regionale und nationale Behörden

Kontakt

Berndt Schott
Stadt Tübingen
Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter
Tel.: 07071 2041800
umwelt-klimaschutz@tuebingen.de


Die Tübinger Bürger/Innen werden durch eine sehr originelle und informative Kampagne, kontinuierlich sowie nachdrücklich zum Umdenken ermuntert und zu klimaschützenden und energieeffizienten Verhaltensänderungen aufgefordert.

Seit dem Jahr 2008 werden über die Kampagne „Tübingen macht blau“ und ihre Aktionen Tipps und Anreize gegeben, wie die Menschen ihren persönlichen Beitrag für einen blauen Himmel über Tübingen leisten und dabei Kohlendioxid und Geld sparen können. Neben Informationsveranstaltungen und weiteren Kampagnenbausteinen steht den Bürgern eine eigene Internetseite zur Verfügung.

Das provokante Motto der Kampagne soll nicht etwa zum „Blaumachen“ aufrufen, sondern mit der Farbe Blau positive Assoziationen zum Klimaschutz auslösen. Beispielsweise mit dem „Blauen Engel“ für umweltfreundliche Produkte, mit blau schimmernden Photovoltaikanlagen. Oder gut isolierten, blau markierten Gebäudeteilen in Thermografieaufnahmen. Tatsächlich schwänzen dürfen indessen die versteckten Stromfresser im Haushalt. Nicht genutzte Elektrogeräte sollen vollständig ausgeschaltet sein anstatt im Standby-Modus zu laufen und Heizungspumpen nur bei Bedarf betrieben werden. Autos sollten mit anderen geteilt oder stehen gelassen, oder noch besser durch den öffentlichen Personennahverkehr ersetzt werden.

Neben vielen praktischen Empfehlungen bindet die Kampagne über Aktionen die Bevölkerung auch direkt ein. Beispielsweise bieten Tübinger Fahrschulen Benzinsparkurse an und bei der Fotoaktion „Gib dem Klimaschutz ein Gesicht“ standen Passanten Modell mit Klimaschutz-Utensilien, wie Energiesparlampen und Steckerleisten mit Hauptschaltern für den Klimaschutz. Die Beteiligten fanden sich später auf Flyern und Plakaten der Kampagne wieder. Unter dem Motto „Tübingen isst klimafreundlich“ wurde zu einem Klima-Brunch ins Rathaus eingeladen, bei dem es leckeres Bio-Essen aus der Region und viele Informationen darüber gab.

Für Besitzer von Autos hat die Stadt den „Tübinger Klimapass“ entwickelt, der von Autohäusern ausgestellt wird und den Kohlendioxidausstoß mit einer Farbskala visualisiert. Natürlich ist die beste Klasse blau – wie alles Klimafreundliche in Tübingen. Als praktische Unterstützung bei der Einsparung von Kohlendioxidemissionen stellt Tübingen kostenlos städtische Dächer bereit, auf denen Photovoltaikanlagen von Bürgerbeteiligungsgesellschaften betrieben werden können.

Die Universitätsstadt Tübingen ist seit 1993 Mitglied des Europäischen Klimabündnisses e. V. Die Mitglieder dieses Bündnisses haben sich freiwillig verpflichtet, ihren Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) alle fünf Jahre um 10 Prozent zu reduzieren. Um die Anstrengungen zum Klimaschutz zu intensivieren, startete die Verwaltung 2007 ihre Klimaschutzoffensive. Denn 2007 hatte Boris Palmer, Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen, das Ziel gesetzt, den Kohlendioxidausstoß bis zum Jahr 2020 auf drei Tonnen pro Kopf und Jahr zu senken

Rückendeckung für die Umsetzung des breit angelegten Klimaschutzprogramms gab der Gemeinderat. Das Gremium beschloss Mitte 2007, dass in Tübingen binnen fünf Jahren das Ziel „Minus 10 Prozent CO2“ erreicht werden soll. Durch die Klimaschutzoffensive sollten die lokal verfügbaren Energiespar- und Klimaschutzpotenziale genutzt und eine Bürgerbewegung für den Klimaschutz initiiert werden. Zuallererst starteten rund 25 Teilprojekte, die Vorbild-Charakter haben sollten. Sie waren bei der Stadt und ihren Töchtern angesiedelt, den Stadtwerken (SWT) und der Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau (GWG). Zu diesen Teilprojekten gehörten beispielsweise das kommunale Energiemanagement, die Förderung von Solarenergie, General- und Teilsanierungen, Beleuchtungsumrüstungen, Umrüstungen auf Hocheffizienz-Heizungspumpen, schaltbare Steckerleisten, Radverkehrs- und Carsharing-Förderung, spezielle Vor-Ort-Beratung und Förderprogramme für finanzschwache Haushalte sowie eine professionelle Energie- und Mobilitätsberatung, die sich an Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und die Bürgerschaft richtete.


Das Projekt bietet für jede Bürgerin und jeden Bürger eine Möglichkeit, einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Deshalb wurde die Stadt Tübingen wurde im Bundeswettbewerb „Kommunaler Klimaschutz 2009“ in der Kategorie „Erfolgreich umgesetzte, innovative Aktionen zur Beteiligung und Motivation der Bevölkerung bei der Realisierung von Klimaschutzmaßnahmen“ für die umfassende Kampagne „Tübingen macht blau“, ausgezeichnet.

Die Kampagne wird mit stetig neuen wie auch bewährten Elementen fortgeführt werden.

Finanzmittel sehr variable und aktionsbedingt (im Schnitte ca. 10.000 bis 40.000 Euro jährlich), Finanzierung insbesondere durch die Kommune und Stadtwerke.

Die Stadt kann bei der Kampagne auf viele Kooperationspartner zählen, darunter die Stadtwerke Tübingen und die Agentur für Klimaschutz. Die Vereinigten Lichtspiele Tübingen organisierten Klimafilmtage, die Volkshochschule bot eine Vortragsreihe an und der Reitverein baute bei einem Springturnier ein „blaues Hindernis“ auf.

In Kooperation mit: Agentur für Klimaschutz Kreis Tübingen (für Beratung), Stadtwerke Tübingen (für Beratung und Förderprogramme), Caritas Zentrum Tübingen (für Beratung und Abwicklung Kühlschrankrauschprogramm), örtliche Fahrradhändler (für Beratung und Öffentlichkeitsarbeit), örtlicher Elektrohandel (für Beratung und Öffentlichkeitsarbeit), Innungen (für Beratung und Öffentlichkeitsarbeit), teilAuto Tübingen (für Beratung, Rabattaktionen und Öffentlichkeitsarbeit).

  • Der absolute Bedarf an Endenergie in Tübingen ist von 2,15 Mio. MWh auf 1,98 Mio. MWh gesunken (- 8%).

  • Dabei deckten die erneuerbaren Energien 2006 ca. 3% und 2012 ca. 13% des Bedarfs in Tübingen.

  • Die absoluten, energiebedingten CO2-Emissionen sind in Tübingen um 11% zurückgegangen.

  • In der Summe ergibt sich aus den vielen kleinen und mittleren Verbesserungen für 2012 ein Pro-Kopf-Wert von 6,6 t CO2/EW für Tübingen. Dadurch ist gegenüber 2006 (8,1 t CO2/EW) eine Reduktion der energiebedingten Emissionen um 18% erreicht worden.