Wärmeversorgung aus Biogas für die Immobilien der Stadt Willebadessen im Stadtteil Peckelsheim

Selbsteinschätzung der Kommune

Kommunendaten

Kommune: Willebadessen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Einwohnerzahl: < 10.000
 Website

Projektdaten

Träger: Bio Energie Peckelsheim GmbH, Stadt Willebadessen
Maßnahmenzuordnung: 2.2.1 Erneuerbare Energie Wärme | 2.2.2 Erneuerbare Energie Elektrizität | 3.3.2 Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energiequellen auf dem Gebiet der Kommune

Kontakt

Anita Poschmann
Stadt Willebadessen

Immobilienmanagement

Abdinghofweg 1

34439 Willebadessen

Tel. 05644 / 88-13

 

Ansgar Grawe
Stadt Willebadessen

Immobilienmanagement

Abdinghofweg 1

34439 Willebadessen

Tel. 05644 / 88-66

 


Das Schulzentrum im Stadtteil Peckelsheim mit der St. Nikolaus Grundschule sowie der Sekundarschule, dem Hallenbad sowie zwei Sporthallen stellt den weitaus größten Energieverbraucher der Stadt Willebadessen dar. Hier wird seit dem Jahr 2008 ein alternatives Konzept der Wärmeversorgung gefahren, über das nach nunmehr 10 Jahren ein Zwischen-Fazit gezogen werden soll.

Projekthintergrund

Das Schulzentrum im Peckelsheim mit der St. Nikolaus Grundschule, der Sekundarschule, dem Hallenbad sowie zwei Sporthallen stellt den weitaus größten Energieverbraucher der Stadt Willebadessen (ca. 8.200 Einwohner, Kreis Höxter) dar. Angesichts stetig steigender Energiekosten und eines absehbaren Erneuerungsbedarfs an vier der insgesamt sechs Heizkessel des Schul- und Sportzentrums, ließ sich die Stadtverwaltung im Frühjahr 2006 zwei Angebote mit alternativen Wärmeversorgungslösungen auf Basis regenerativer Energien unterbreiten.
  
Nach erfolgter Initialberatung der EnergieAgentur.NRW im April 2006 wurden die beiden vorliegenden Konzepte untereinander und auch mit einer konventionellen Lösung vergleichen. Das Ergebnis einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung über 15 Jahre war eindeutig: 

Eine Belieferung mit Abwärme aus einer rund einen Kilometer entfernten in Planung befindlichen Biogasanlage mit Blockheizkraftwerk (BHKW) stellte gegenüber den übrigen beiden untersuchten Varianten - eine Umstellung der Wärmeversorgung auf eine zentrale Holzhackschnitzelfeuerung bzw. eine Modernisierung der Gaskessel - die mit Abstand wirtschaftlichste und auch ökologisch beste Variante dar.  Die jährlichen Kosten für den Wärmebezug aus der Biogasanlage der Bio Energie Peckelsheim GmbH & Co. KG lagen nach dem Wirtschaftlichkeitsvergleich einschließlich der Kapitalkosten für die Fernwärmeleitung um rund 50% unterhalb der Kosten für die zweitbeste Lösung.

Projektablauf

Nach Vertragsunterzeichnung Mitte 2006 wurden Biogasanlage, Fernwärmeleitung und die Anbindung an die Heizungssysteme der städtischen Gebäude in der Zeit zwischen Juli 2006 und Januar 2007 durch die Projektbeteiligten umgesetzt. Das Schul- und Sportzentrum Peckelsheim wird seit Februar 2007 während der nächsten 20 Jahre weitestgehend mit umweltfreundlich erzeugter Wärme versorgt. Nur während der kalten Jahreszeit müssen die erdgasgefeuerten Gaskessel in den städtischen Gebäuden ggf. zu heizen.

Fazit der EnergieAgentur.NRW: "Eine vorbildliche, weil ökonomisch und ökologische sinnvolle Lösung, wie sie auch in anderen ländlich geprägten Regionen in NRW möglich und wünschenswert wäre."

Bis heute und sicherlich auch zukünftig kann dieses Fazit nur unterstrichen werden. Denn seit Vertragsbeginn (01.02.2007) gestaltet sich die Situation vor Ort wie folgt:

In der Summe werden in den genannten Gebäuden, die zum Großteil mit klimaneutralem Biogas versorgt werden, rund 90 Prozent an fossilem Brennstoff eingespart und insgesamt CO2-Emissionen in einem Umfang von 7.218 Tonnen eingespart.

Die Reduzierung des Energieverbrauchs aller genannten städtischen Liegenschaften lässt sich anhand eines praxisnahen Beispiels verdeutlichen: Ein zehn Jahre altes Auto, das früher zehn Liter Benzin für eine Strecke von 100 Kilometern benötigte, fährt heute mit einem Liter die gleiche Strecke.

Die Bemühungen zahlten sich aus: seit 2014 darf sich der Stadtteil Peckelsheim offiziell „Bioenergie-Dorf“ nennen.

Die beschriebenen Aktivitäten der Stadt Willebadessen ermöglichen einen innovativen Blickwinkel auf die vor Ort möglichen Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Die Wende hin zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien – und Bioenergie im Speziellen – wird in Willebadessen jedoch nicht von oben „diktiert“. Vielmehr spielt die ausgeprägte Eigeninitiative der Bürgerinnen und Bürger, der Gewerbetreibenden und der Landwirtschaft eine entscheidende Rolle.

Kennwerte und Daten
 
Objektdaten
 

Standort Biogasanlage Helmernsche Straße 22
34439 Willebadessen-Peckelsheim
  
 
Grundschule, Sekundarschule, Sporthallen und Hallenbad Willebadessen Lange Torstraße/Schützenstraße
34439 Willebadessen-Peckelsheim
  
 

Technische Daten

Biogasanlage

Biogasanlage mit Kraft-Wärme-Kopplung aus nachwachsenden Rohstoffen (NaWaRo)
  
Einsatzstoffe Silomais, Grünroggen-/Wintergerste-GPS, Körnergetreide, Schweine-/Rindergülle, Rindermist, Hühnertrockenmist
   
BHKW BHKW-Motor: GE Jenbacher, Österreich
BHKW-Technik: 2G Energietechnik GmbH, Heek
Brennstoff: Biogas
Installierte Leistung: 500 kW elektrisch, 1.350 kW Feuerungswärmeleistung
Inbetriebnahme: 20.12.2006
  
Stromeinspeisung
 
Netz der E.ON Mitte AG, Kassel
  
Investitionskosten Gesamtkosten (brutto) 2,2 Mio. EUR
davon
  • Fernwärmeleitungen u. -technik: 450.000 EUR
  • BHKW: 360.000 EUR
  • Erd-, Straßen- u. Gebäudebauarbeiten, Fahrsilo: 440.000 EUR
  • Biogastechnik: 950.000 EUR
CO2-Einsparung max. 1.400 t/a
gegenüber bisheriger Wärmeversorgung mit Erdgas

  
Wärmeauskopplung
 

Jahreswärmemenge

max. 2.000 MWh/a
für Heizung und Brauchwassererwärmung Schulzentrum, Realschule und Hallenbad Peckelsheim

  
Wärmelieferungsvertrag
 

Vertragsbeginn

01.02.2007
  
Vertragslaufzeit 20 Jahre

Sämtliche Optimierungs- und Umstellungsmaßnahmen für die alternative Wärmeversorgung erfolgten ohne jegliche Fördermittel, somit ausschließlich aus kommunalen Mitteln.

Die Investitionskosten auf städtischer Seite blieben sehr überschaubar. Die Finanzierung der Wärmeleitung über einen Zeitraum von 20 Jahren bedeutet finanzielle Planungssicherheit.

 

Die Kooperation kam zustande durch Kontaktaufnahme des Betreibers der Biogasanlage mit der Stadtverwaltung. Es sollte eine sinnvolle Nutzung der Anlagenabwärme durch Kraft-Wärme-Kopplung erfolgen.